Minen, Würstchen und Nobelpreise

Der Kampf gegen die heimtückischen Waffen geht weiter

Billy, das Würstchen, nennt Jody Williams ihren Präsidenten. Das »Würstchen« mag die Anti-Minen-Bewegung nicht unterstützen, und die tapfere Jody hat gerade den Friedensnobelpreis 1997 für ihre Arbeit gegen die tödlichen und heimtückischen Waffen verliehen bekommen - zur anderen Hälfte ging der mit 1,75 Millionen Mark dotierte Preis an Jodys Anti-Landminen-Kampagne (tilt 4/97).

Ende 1991 übernahm Jody Williams die Arbeit als Koordinatorin der Kampagne, und in den fünf Jahren baute sie eine buntgescheckte Koalition auf, der inzwischen mehr als eintausend Organisationen in 54 Ländern angehören. Für die Kampagne nahm den Preis der Kambodschaner Tun Channareth entgegen. Der 37jährige hat 1982 beide Beine durch eine Mine verloren und kämpft seitdem für die Ächtung der Waffe.

Vor kurzem kam in Kanada der Ottawa-Vertrag zustande, in dem sich 121 Staaten verpflichtet haben, Minen weder einzusetzen noch zu bauen oder zu lagern. Innerhalb der nächsten vier Jahre sollen alle vorhandenen Tretminen in den Mitgliedsländern zerstört, innerhalb von zehn Jahren alle Minenfelder geräumt werden. Ursprünglich sollten es noch vier Staaten mehr sein, aber Dschibuti, Kenia und Eritrea zogen sich kurz vor der Unterzeichnung zurück. Der vierte Staat, Mazedonien, wird von der UNO nicht als vertragsfähig anerkannt. Weiterer Wermutstropfen: Die USA, Rußland und China treten dem Abkommen nicht bei.

Nach Schätzungen der »Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen« sind rund 100 Millionen Tretminen in 60 Ländern der Erde vergraben. Jährlich werden durch sie 26 000 Menschen verletzt. 80 Prozent davon sind Zivilisten.

Neben Jody Williams hat sich in letzter Zeit auch der kanadische Außennminister Lloyd Axworthy im Kampf gegen die Landminen hervorgetan. Er hat viele Staaten zur Vertragsunterzeichnung gebracht, nachdem er in Nicaragua Minenopfer ihre eigenen Prothesen anfertigen sah. Der Mann ist sogar gegen den erklärten Willen des großen Nachbarn nach Kuba gereist und hat dort mit Fidel Castro verhandelt. Daß er auch für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen war und ihn nicht erhalten hat, kann er verschmerzen: »I'm having fun.«. Sein erklärtes nächstes Ziel: Er will Hunderte von Millionen Dollars zusammenbringen, um Minenopfern zu helfen.

Thomas Schüsslin

 

Dieser Text wurde der tilt-Ausgabe 1/98 entnommen.