Wehrmachtsausstellung in der Kontroverse

04.11.1999 | Wehrmachtsausstellung wird überarbeitet

Nach heftiger Kritik wird die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" überarbeitet und in den kommenden drei Monaten nicht öffentlich präsentiert. Betroffen sind unter anderem die Ausstellungstermine in Braunschweig, Wiesbaden und New York.
Die Wehrmachtsausstellung war in den letzten Tagen in die Kritik geraten, weil mehrere Historiker nachweisen konnten, daß einige Unterschriften zu den gezeigten rund 1500 Bildern unpräzise oder falsch sind. So seien einige Verbrechen der sowjetischen Geheimpolizei NKDW fälschlicherweise der Wehrmacht zugeordnet worden.
Die Ausstellung wird nun durch eine Historikerkommission überprüft und nach Angaben von J. Ph. Reemtsma, dem Leiter des Institutes für Sozialforschung, das die Ausstellung aufgebaut hat, von "Grund auf kontrolliert". Eine Überprüfung nur im Detail schloß Reemtsma aus. Die Grundthese der Ausstellung, das reguläre Einheiten der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg an Massenmorden beteiligt waren, soll bestehen bleiben. Zu der sechsköpfigen Kommission gehört auch der polnische Historiker Bogdan Musial, der nachweisen konnte, daß auf einigen der gezeigten Bilder aus dem Ort Tarnopol keine Wehrmachtsopfer abgebildet sind.
Die Wanderausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" wurde seit ihrem Start 1995 von rund 900.000 Besuchern gesehen und löste eine heftige öffentliche Diskussion aus. Rechtsradikale und neofaschistische Gruppen sowie die CSU und Teile der CDU liefen seit Jahren Sturm gegen die Ausstellung, die seit ihrer Aufstellung im Münchner Rathaus 1997 immer wieder Gegenstand von zum Teil gewalttätigen Auseinandersetzungen wurde. So wurden in Saarbrücken Schautafeln durch einen Bombenanschlag zerstört. In Kiel kam es zu Krawallen von Neofaschisten, die große Schäden in der Innenstadt verursachten.