Soldaten sind potentielle Unterscheider

19.10.1999 | Soldaten rechtfertigen sich

Weltweit sind über 90 Prozent aller Soldaten der Meinung, daß man in Kampfhandlungen Übergriffe auf Zivilisten vermeiden sollte - gleichzeitig machen sie aber immer weniger Unterschied zwischen gegnerischen Soldaten und den Zivilisten im Einsatzgebiet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Internationalen Komitees vom Roten Kreuze (ICRC), die am 12. Oktober in Genf vorgestellt wurde. Die Studie, Ergebnis einer einer Befragung von 20.000 Zivilisten und Soldaten in 12 Kriegsgebieten und fünf Industriestaaten, kommt zu dem Schluß, daß der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Handeln der Soldaten vorwiegend mit "rationalen Argumenten" begründet wird.
So wird von vielen Soldaten beim Angriff auf Zivilisten ein "Recht auf Selbstverteidigung" angeführt. Das man Zivilisten und Soldaten zunehmend schwerer auseinanderhalten können, wurde als weiteres Argument genannt. Ein Bosnier wird mit den Worten zitiert: "Der einzige Unterschied war, daß ich ein Gewehr trug und meine Frau das Wasser." Ein anderer: "Wenn ich Befehlshaber wäre und wüßte, daß es dort Zivilisten gäbe, dann würde ich versuchen, sie abzuschirmen. Wenn ich aber nicht wüßte, wer sie sind, würde ich sie als Soldaten behandeln."
Von der Studie, die ungefähr eine Millionen Mark gekostet hat, verspricht sich das Roten Kreuz, in künftigen Kriegen Appelle an die Menschlichkeit der kriegführenden Parteien effektiver und eindringlicher formulieren zu können.
[Quelle: ICRC ]