Kurz vor Weihnachten erschien Badischen Zeitung ein Bild , auf dem ein US-Soldat in abgebildet war. In dessen Panzerfahrzeug sitzt auf seinem Schoß ein fünfjähriger Junge, der begeistert am Lenkrad des Wagens spielt. Es macht ihm offensichtlich nicht nur Spaß, es ist auch gut, denn der Soldat sichert damit den Frieden. So lernen die lieben Kleinen, daß es in Ordnung ist, ihre Faszination für Waffen auszuleben.
Solange die Grundbedürfnisse der Kinder weltweit unbefriedigt bleiben, wird es Kriege geben. Die Heranwachsenden ziehen es vor, für ihre Rechte zu kämpfen, ehe sie sich einem Siechtum in Armut hingeben. Es bedarf wirklich eines hohen Grades an Selbstdisziplin, damit junge Menschen erkennen, daß die Verwicklung in einen ewigen Bürgerkrieg ihnen noch weniger bringt als ein mühsames Engagement ohne Waffen. Viele arme Jugendliche haben gar nicht erst die Gelegenheit, zu entscheiden, welche Art von Engagement die effektivere ist. In Uganda wurden Elf- bis Sechzehnjährige von den Rebellen entführt, und zum Kampf gezwungen. Die Aufgaben der Kinder im Krieg sind gefährlich und unangenehm: Minen räumen, spionieren, Lasten tragen, kochen und putzen.
Kinder werden immer stärker in Kriege eingebunden. Die moralischen Vorstellungen der Kriegsherren, so denn je welche gehabt haben, haben sich verschoben: Kinder stellen in einigen Rebellentruppen über drei Viertel der Streitkräfte und selbst, wenn sie aus dem Krieg wieder nach Hause kommen, sind sie praktisch nicht wieder in Gesellschaft zu integrieren.
Feuerwaffen sind derart billig haben, daß Kinder in Kolumbien oder Somalia sie sich leicht beschaffen und zum Straßenraub einsetzen können. »Diese Kinder haben nichts gelernt, als eine Knarre zu bedienen«, sagt Wolfgang Christian Ramm von terres des hommes. Die Organisation war 1967 in Stuttgart für Kinder im Vietnamkrieg gegründet worden. Zum 30jährigen Bestehen letzten Jahres zog Vorsitzende Boxler das bittere Resümee: »1997 hat sich die Lage der Kinder im Krieg im Vergleich zu 1967 keinesfalls verbessert.«
Besonders verwerflich ist es, wenn die hochentwickelten Länder die bewaffneten Konflikte mit Rüstungsexporten anfeuern. Wie Parasiten sichern sie ihr eigenes ökonomisches Wohlergehen, indem sie die Bürgerkriege geschäftlich ausnutzen.
Haben die Waffenexporteure jemals einen Gedanken an die Kinder des importierendes Landes verloren? Wie gehen sie mit ihren eigenen Kindern um? Haben sie noch nie über den Zusammenhang zwischen Rüstungsausgaben und Armut nachgedacht? Was bedeutet es für das soziale Gefüge eines Landes, wenn es die Hälfte seines Haushaltes für Militär und Rüstung verwendet?
Die Tatsache, daß Millionen von Kindern in Armut, Bürgerkrieg, Flüchtlingslagern und Elend aufwachsen müssen, kann man nur mit der Gleichgültigkeit der Waffenproduzenten und Militärs erklären.
Virginia Edwards-Menz, Thomas Schüsslin, Stephan Scholz
Dieser Text ist Teil der tilt-Ausgabe 2/98.